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Nächstenliebe als Antisemitismus

Vortrag mit Prof. Dr. Martin Leutzsch
Reihe "Judentum am Mittwoch"

27. November 2019

Raum O1.224 - 16.00 bis 18.00 Uhr
Eingang Pohlweg, Universität Paderborn


In der Christentumsgeschichte der Neuzeit wird ein Verständnis von Nächstenliebe entwickelt, das antijüdische und antisemitische Funktionen und Folgen hat. Aus apologetischen Motiven heraus wird die “christliche Nächstenliebe“ zum zentralen Wert von Religion erhoben und dem Judentum ein weniger wertvolles Verständnis von Nächstenliebe unterstellt, wonach dort Nächstenliebe auf Angehörige des jüdischen Volkes beschränkt sei. Dieser Prozess vollzieht sich im 19. Jahrhundert zeitgleich mit der schrittweise erreichten rechtlichen Gleichstellung des Judentums, dem zunehmendem jüdischen Mitwirken an der Gestaltung der Gesamtgesellschaft und dem sich radikalisierenden politischen und rassistischen Antisemitismus. Im zwanzigsten Jahrhundert wird von christlichen und christlich sozialisierten Staatsoberhäuptern, Politikern, Schriftstellern und Publizisten öffentlich ausdrücklich die Ansicht vertreten, christliche Nächstenliebe erstrecke sich nicht auf die Juden.

Der Vortrag macht auf diesen wenig bekannten Aspekt der Karriere des Konzepts der christlichen Nächstenliebe aufmerksam und kontextualisiert ihn in zentralen Diskursen der Religions- und Politikgeschichte der europäischen Neuzeit.

In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZEKK) an der Universität Paderborn